Aufschieber sagen, nur noch kurz, dann fange ich an.
Macher sagen, ich fange kurz an.
Aufschieber nehmen sich oft Großes vor. Der ganze Tag oder zumindest der ganze Nachmittag soll mit Büffeln und Schuften verbracht werden. Nun sitzt er da der arme Aufschieber und malt sich aus wie anstrengend das wird, wie sehr er sich wird quälen müssen.
Vor diesem Kraftakt benötigt man unbedingt noch ein klein wenig Entspannung, aber nur kurz. Wer kennt das nicht…noch kurz aufs Handy schauen, einen Tee machen, eine Serie schauen…und dann geht es besser und es geht eben nicht besser. Aufschieberitis lässt grüßen 🙂
Aufschieber haben große Probleme anzufangen
Wieso? Weil sie glauben bis zur Erschöpfung dran bleiben zu müssen. Sie erinnern sich an den Druck, der mit dem Arbeiten verbunden ist. Das Büffeln bis zum Morgengrauen, an das letzte Referat, das unter Schlafentzug in 3 Tagen geschrieben wurde. Kein Wunder also, dass der Einstieg so schwerfällt.
Macher gehen die Sache locker an
Sie fangen früher an und sagen sich: „Ich fange mal an und lerne 10 Minuten und wenn ich reinkomme mache ich weiter, falls nicht höre ich wieder auf.“
Merkst du, wie viel Druck so von dir abfällt?
Sprich dir diesen Satz laut vor:
„Ich lerne etwas und wenn es leicht geht, mache ich weiter – falls nicht, darf ich wieder aufhören!“
Stelle dir den Timer auf deinem Handy auf 10 Minuten und beginne zu lernen. Wenn der Wecker klingelt, entscheidest du, ob du weitermachen oder abbrechen möchtest.
Manchmal wirst du nur 10 Minuten lernen – aber das sind 10 Minuten mehr als nichts.
In 10 Minuten kannst du ein Konzept erstellen, ein paar Gedanken festhalten, 20 Vokabeln lernen etc.
10 Minuten pro Tag sind mehr als 1 ganze Stunde zusätzliches Arbeiten pro Woche. Zeit die wir normalerweise vertrödelt hätten. Natürlich kannst du auch mehrmals pro Tag einen Versuch starten.
Jetzt kommt das Spannende:
Manchmal wirst du denken: „ach, einen Abschnitt lese ich noch“, „das schreibe ich noch auf“, „so früh gebe ich jetzt nicht auf“ und ohne es zu merken hast du bereits ein, zwei Stunden mit produktivem Lernen verbracht.
Es ist immer wieder erstaunlich, bei wie vielen Menschen das funktioniert. Sie sagen, dass sie nach diesen 10 Minuten einfach nicht aufhören konnten und dass sie das erste Mal weitermachen wollten.
Indem du das Anfangen und das Weitermachen trennst, fällt es dir leichter, den Einstieg zu finden. Das Gefühl von Arbeit erdrückt zu werden nimmt ab und damit sinkt der Drang, die Anspannung durch aufschieben zu reduzieren.
Gleichzeitig kannst du dir einen psychologischen Effekt zunutze machen, der bereits 1928 von Maria Ovsiankina untersucht wurde. Die Psychologin ließ Versuchspersonen nacheinander knifflige Aufgaben lösen. Bei einigen Aufgaben unterbrach die Forscherin die Versuchspersonen und forderte sie dazu auf, sich an einer neuen Aufgabe zu versuchen. Die Testpersonen wehrten sich dagegen, einige wurden sogar wütend und über 80 % der Personen nutzen die Pause um diese Aufgabe zu Ende zu bringen.
Besonders erstaunlich: dies konnte sogar beobachtet werden, wenn es sich um eine langweilige Aufgabe handelte, die die Versuchspersonen ungern machten und wenn die Versuchsleitung verboten hatte, die Aufgabe weiter zu bearbeiten.
Die Erklärung: Wir Menschen möchten Angefangenes zu Ende bringen.
Schaue, ob es dir ähnlich wie den Versuchspersonen geht, wenn der Wecker klingelt. Vielleicht steckt ja auch in die ja diese leise Stimme, die dir dann zuflüstert: „hey, ich will das Kapitel noch fertig lesen“ oder „lass mich den Abschnitt noch zu Ende schreiben“.
Übung für dich:
- Setz dich an eine Aufgabe, die du vorher schiebst
- Stell den Timer deines Handys auf 10 Minuten
- Leg gleich los und arbeite diese 10 Minuten durch
- Wenn der Wecker klingelt, entscheide dich, ob du jetzt noch weiterlernen oder abbrechen möchtest